Slow Fashion statt Fair Fashion

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Was ist besser, als Fair Fashion zu kaufen?
Was ist besser, als Second Hand zu kaufen?

Gar nicht kaufen!

Deine Lesezeit: 3 Minuten

Slow Fashion: Wie alt sind deine Klamotten?

Das Geheimnis hinter slow fashion ist schnell erklärt, wenn du einfach mal einen Blick in deinen Kleiderschrank wirfst. Wie viele der Teile hast du länger als ein Jahr, wie viele vielleicht auch länger als drei Jahre? Und hast du vielleicht sogar echte Oldies im Schrank hängen? Kleidungsstücke oder Schuhe, die fast so alt sind wie du?

Experiment Kleiderschrank-Analyse

Ich habe das Experiment mal gemacht: Aktuell habe ich wenige Klamotten im Schrank, die älter als drei Jahre sind. Vielleicht liegt dies daran, dass ich seit einiger Zeit die „Capsule Wardrobe“ praktiziere (einen Artikel dazu findest du hier:Capsule Wardrobe: Dein Weg zum perfekten Kleiderschrank). Ich habe also nur Stücke im Schrank, die ich wirklich oft und gerne anziehe. Und ehrlicherweise sind dies überwiegend Teile, die ich in den letzten Jahren gekauft habe, da ich erst seitdem auch penibel darauf achte, dass meine Käufe wirklich zu meinem Stil passen und meinen Anforderungen an Qualität gerecht werden.

Die echten Lieblingsstücke

Aber es gibt in meinem Fundus doch auch ein paar Stücke, die mich schon sehr lange begleiten… Da wäre zum Beispiel die Jeans, die mir meine Mama bei einem Einkaufsbummel bei H&M gekauft hat. Diese Jeans ist exakt halb so alt wie ich und hat in der Schulzeit ein paar Kugelschreiber-Verzierungen bekommen, die nie beim Waschen herausgegangen sind.
Beim Streichen meiner ersten und zweiten Wohnung durfte sie ein paar Farbkleckser kassieren und auch das Blau strahlt nicht mehr so intensiv wie vor 16 Jahren. Aber diese Jeans begleitet mich immer noch durch mein Leben und wer weiß? Vielleicht ziehe ich sie irgendwann bei meinem dritten Umzug wieder an..

Slow Fashion: Kleidung mit Geschichte

Und auch ein anderes Kleidungsstück lebt schon sehr lange, wenn auch nicht bei mir: Ein edler, schwarzer Wollrock, den mir meine Schwiegermutter in spe „vermacht“ hat. Sie hatte ihn für besondere Business-Anlässe gekauft, aber so gut wie nie getragen. Aber weil er für sie einen besonderen Wert hat – sei es der monetäre oder symbolische Wert – durfte der Rock bei ihr im Kleiderschrank so lange wohnen, bis sie auf die Idee kam, ihn mir anzubieten. Nun ist er also bei mir eingezogen und sogar direkt Teil meiner minimalistischen Garderobe geworden.

Wieso ich dir das erzähle?

Hast nicht auch du ein paar Lieblingsstücke, zu denen du eine Geschichte erzählen kannst? Und wäre es nicht schön, wenn es dir bei jedem deiner Klamotten so ginge? Das ist das Geheimnis hinter „slow fashion“. Kaufe nicht irgendwas, sei es Second Hand, bei fairen Modelabels oder

Es sind die Erinnerungen

Meine olle Jeans zum Beispiel. Sie war nie besonders schön und ist auch nichts Besonderes. Sie kommt sogar vom großen Schweden und ist damit alles andere als fair fashion… Sie war sogar, soweit ich mich erinnere, ziemlich billig.
Aber ich kann mich heute noch daran erinnern, wie ich mir in ihr scheinbar besonders erwachsen vorkam und wie ich mich an diesem Tag darüber gefreut habe, dass ich sie von meiner Mama bekommen habe.

Ich habe sehr viel schönere Kleidungsstücke, aber so viele davon könnte ich mit leichtem Herzen weggeben. Die meisten davon habe ich online gekauft.

Onlineshopping oft nur Konsum

Zugegebenermaßen kaufe ich mittlerweile viel lieber online ein. Ich hasse überfüllte Innenstädte und vollgeramschte Umkleiden. Viel lieber mache ich es mir mit meinem Laptop gemütlich und surfe in aller Ruhe in all den schönen Onlineshops.
Doch dieses wunderbare Erfolgserlebnis, nachdem man ein tolles Teil ergattert hat und in einer schönen Tüte nach Hause schleppt, das fehlt mir seitdem. Vom Jagen und Erleben ist es eher zu einer pragmatischen Handlung geworden, der Konsum steht im Vordergrund.

Erschreckende Studien

Gemäß einer Greenpeace Umfrage von 2015 werden insbesondere Schuhe, Oberteile und Hosen besonders schnell weggeworden. Sie überleben meist nicht länger als drei Jahre. Viele der Befragten gaben sogar an, dass sie Kleidung in den letzten sechs Monaten weggeworfen hätten.

Meine Tipps zu slow fashion:

DIE WAHL
Wähle deine Kleidung so aus, dass du sie lange tragen kannst. Dabei muss es nicht zwangsläufig „Fair Fashion“ sein. Egal, wo du kaufst – trage sie mit Liebe und so lange wie möglich!

KAUF TEUER
Es stimmt zwar nicht immer, aber grundsätzlich ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass das Kleidungsstück länger hält.
Aber auch die Chance ist größer, dass du es noch Second Hand verkaufen kannst oder es einen dankbaren Abnehmer findet. Das beste Beispiel dafür ist wohl der schwarze Rock aus meiner Geschichte.
Letztendlich kannst du aber auch ein günstiges Kleidungsstück lieben und es so lange tragen, bis du es schweren Herzens irgendwann entsorgen musst.

DENK AN DIE UMWELT
Wenn du denkst, dass du mit einer Kleiderspende (du kennst sicher die entsprechenden Container) etwas Gutes tust, liegst du ganz schön daneben. Die Massen an Kleidung können nur zu einem Bruchteil tatsächlich sinnvoll genutzt werden.

NICHT FAIR SONDERN SLOW
Sicherlich ist fair fashion eine extrem gute Sache. Meist sind die Kleidungsstücke aus guten Materialien und unter besseren Bedingungen produziert. Aber du solltest nicht deine gesamte Garderobe gegen neue, faire Teile austauschen.

NUR NOCH LIEBLINGSSTÜCKE
Wenn du anfängst, nur noch Lieblingsstücke zu kaufen, dann wandelst du deine Klamotten quasi (fast) in fair fashion um. Laut utopia reduziert sich der Verbrauch eines Kleidungsstücks an CO2, Abfall und Wasser innerhalb von nur neun Monaten um 20-30%.

Das tolle Foto ist von Sylvie Tittel @missinterpreted

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