Sich selbstständig zu machen, finden ja viele Menschen „mega mutig“ sagt Maggie von stahlpink. Und in der Tat: Man ist als GründerIn mit vielen Vorurteilen, Kritik und nervigen Fragen konfrontiert. Den Schritt aus dem „sicheren“ Angestelltenverhältnis rein ins Abenteuer des „freien“ Arbeitens, scheint oft riskant, wagemutig oder schlicht unvernünftig.
Die ersten Hürden
Ich würde diese Zeilen nun nicht tippen, wenn ich diesen Schritt vor sechs Jahren nicht selbst gegangen wäre. Persönlich habe ich meine „Machenschaften“ sogar lange vor Bekannten und Verwandten geheim gehalten, zu sehr fürchtete ich mich vor Fragen à la „kannst du denn davon leben?“ und „was ist denn mit der Rente?“
Mein Vorteil war das Studium, welches ich noch einige Semester als Alibi nutzen – und in meine Rolle reinwachsen – konnte, bis es irgendwann ernst wurde und ich direkt nach dem Master dort weiter gemacht habe, wo ich eigentlich in den letzten Jahren nie aufgehört hatte: Ganz frei für mich und meine diversen Ideen zu arbeiten.
Umso interessanter finde ich Maggies Werdegang: Sie hat nämlich gleich alles so richtig mit Plan gemacht!
Nach ihrem Designstudium erst Erfahrung gesammelt und dann den Schritt in die Selbstständigkeit gemacht. Allerdings nicht ohne vorher eine Vision und ein Konzept zu haben: Dies erfährt der Hörer in ihrem wunderbaren Podcast, den ich sofort nach Entdeckung in Dauerschleife hören musste.
Maggies Welt
So wird der Hörer durch verschiedene Hochs und Tiefs begleitet – nervige bürokratische Papiergeschichten oder auch der Effekt des fehlenden Arbeitsweges [auf der Waage] – alles erlebt man durch Maggies sympathische Erzählungen hautnah mit.
Maggie von hat eine ganz eigene Welt mit rotem Faden geschaffen: Sie bündelt auf ihrem Blog Infos zur Selbstständigkeit, vertont diese zusammen mit ihren persönlichen Erfahrungen in ihrem Podcast und entwirft als Sahnehäubchen passende Produkte für starke Mädels: „stahlpink“ eben.
Zu sehen wie mit der Anzahl der Podcastfolgen auch ihr Erfolg wächst, macht einfach Spaß und motiviert unglaublich! An dieser Stelle schon einmal: Chapeau und Danke!
Ich durfte dem talentierten Tausendsassa im Juli ein paar Fragen stellen, here we go:
Maggie von stahlpink im Interview
Wie geht es dir? (gerne ehrlich und etwas länger antworten ;))
Haha ok wenn ich darauf ehrlich antworten soll: es geht so! Ich leide seit ca. vier Wochen unter nervigen Läuferknien – Schmerzen an beiden Knien, weil ich meine Beine beim übermäßigen Lauftraining überanstrengt habe. Da das nur weg geht, indem ich mich wenig bewege, fühle ich mich als kleines Energiebündel grad nicht besonders wohl und meine Geduld wird durch meinen Körper arg auf die Probe gestellt.
Aber die Sportverletzung hat mir gezeigt: ich wollte zu schnell zu viel und habe nicht auf meinen Körper gehört. Ganz schön dumm.
Aber da ich weiß, dass die Knie sich davon erholen werden, kann ich eigentlich sagen: es geht mir wunderbar.
Darf ich dich fragen, was du heute schon vor dem Interview so gemacht hast? Was steht danach noch bei dir an? Wie sieht ein typischer Tag im Hause stahlpink aus – oder gibt es den gar nicht?
Es ist grad Nachmittag, ich habe mich bereits mit meiner Webseite beschäftigt, eine neue Datenschutzerklärung eingefügt (hört das denn nie auf?!), mich mit der Produktentwicklung neuer stahlpink-Produkte beschäftigt, ein kleines Drama versorgt, weil ich plötzlich keine Mails mehr empfangen konnte (das funktioniert zum Glück wieder) und Bestellungen verpackt. Und dabei schon ca. drei Tassen Kaffee getrunken. Natürlich hatte ich eine schöne ausgedehnte Mittagspause mit einer riesen Schüssel Salat und einem schönen Podcast, den ich beim Essen gehört habe.
Ein typischer Tagesablauf bei Maggie
In Sachen Tagesablauf bin ich etwas autistisch veranlagt: ich habe jeden Tag ungefähr die gleichen Ablauf. Yoga, Frühstück, to-do-Liste-schreiben und dabei Kaffee trinken, mittags meditieren und abends gegen 18 oder 19 Uhr Feierabend machen. Es klingt spießig, so einen festen Plan zu haben, aber so bin ich am effektivsten. Klar könnte ich mir als Selbstständige die Freiheit nehmen, vormittags auszuschlafen und bis in die Nacht zu arbeiten – aber so funktioniere ich nicht. Ich arbeite vor allem vormittags am konzentriertesten und lege mir daher immer die Prio 1- Tätigkeiten, die Konzentration erfordern (an neuen Produkten arbeiten, den Shop überarbeiten, Texte schreiben) auf den Vormittag, während ich nachmittags die Aufgaben erledige, für die ich nicht ganz so viel Konzentration brauche (Bestellungen verpacken und verschicken, Fotos für Social Media schießen usw.)
Mittlerweile bin ich in meinem Rhythmus schon so drin, dass ich mich gar nicht mehr frage, ob ich auf diese Tätigkeit nun Lust habe oder ob ich motiviert bin – ich mache es einfach!
Bei dir hat alles einen roten Faden und wirkt unglaublich fein abgestimmt: Planst du tatsächlich sehr viel vor oder arbeitest du eher spontan und intuitiv?
Vieles ist sehr intuitiv: wenn ich eine neue Idee habe für ein Produkt oder einen Text, muss ich das sofort fest halten.
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So funktioniere ich: ich muss Ideen sofort raus lassen, ansonsten blockieren sie mich.
Aber insgesamt habe ich schon einen festen Plan, wohin mein Label zusteuert. Ich halte mir jeden Tag meine Vision vor Augen und das motiviert mich, nicht vom Weg abzukommen. Anderes, wie zum Beispiel der Podcast, ist sehr spontan: mein #megamutig-Podcast ist wie ein Gründerinnnen-Tagebuch und da würde es keinen Sinn machen, viel vorzuplanen – die Folgen entstehen also recht spontan.
Ich habe bereits gelesen, dass du einen festen Arbeitstag hast. Fällt es dir schwer in einem kreativen Beruf so konsequent deine Stunden abzuarbeiten? Machst du auch mal Pausen wenn dich die Muse verlässt oder widmest du dich dann anderen Aufgaben?
Mit der Muse habe ich bisher kein Problem gehabt: ich habe viel mehr Ideen, als ich tatsächlich realisieren kann. Die dritte stahlpink-Kollektion ist noch nicht mal draußen und ich arbeite schon an der vierten Kollektion. Also das ist kein Problem. Klar mache ich auch Pausen, wenn mir manchmal alles zu viel ist. Ein riesen Problem ist zum Beispiel, dass ich viel Arbeit und Zeit in Social-Media-Marketing stecke. Wenn ich dann aber merke, dass mir das Wachstum zu langsam voran geht oder ich so blöd bin, meine Followerzahl mit anderen Accounts zu vergleichen, dann frustriert mich das sehr. Und Frustration ist uncool!
Dann helfen Pausen und etwas Distanz zu dem ganzen Social-Media-Wahnsinn sehr. Ein Spaziergang in den Wald, der zum Glück bei uns hinterm Haus beginnt oder ich gönne mir einen schönen Kaffee in meinem Lieblingscafé. Danach ist die Welt meistens wieder in Ordnung.
Arbeitest du zur Zeit im Home-Office oder hast du dir einen „externen“ Arbeitsplatz gesucht? Wo arbeitest du am liebsten?
Ich glaube, dass ich etwas Hochsensibel veranlagt bin. In meinem bisherigen Job konnte ich mich schwer konzentrieren, wenn meine Kollegen Musik gehört haben oder sich unterhalten haben. Das war manchmal eine angenehme Ablenkung, aber wirklich produktiv bin ich in diesem Umfeld nicht gewesen. Als ich dann mein Home-Office ausgestattet habe und mit der Arbeit an meinem Label begonnen habe, habe ich gemerkt wie viel effizienter ich bin, wenn ich alleine arbeite. Das genieße ich sehr, auch wenn ich doch zugeben muss, ab und zu mal einsam zu sein. Aber ich habe viele tolle Internet-Bekanntschaften oder alte Freunde, mit denen ich skypen kann.
Schaffst du all deine verschiedenen Tätigkeiten noch gut alleine unter einen Hut zu bekommen oder gab es schon den Punkt, wo du das stahlpink-Team vergrößern musstest? Wenn ja, ist dir dieser Schritt eher schwer oder leicht gefallen?
Demnächst steht möglicherweise ein größerer Auftrag an, da muss ich vieles auslagern. Das geht bei Produkt-Verkäufen zum Glück ganz gut.
Bisher versuche ich aber alles selbst zu machen, und ich glaube das merkt man auch, weil viel Persönlichkeit in meinen Kanälen wie dem Podcast oder dem Blog steckt. Und ich schreibe nach jeder Bestellung in meinem Shop eine persönliche Mail, das ist zwar alles viel Arbeit, aber ich glaube, dass viele auch deshalb in meinem Shop einkaufen – weil ein echter Mensch dahinter steckt.
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Den #megamutig-Podcast habe ich erst Mal für ein Jahr angelegt und ich bin noch unentschlossen, wie es danach weiter gehen soll. Der Podcast macht mir viel Spaß und ich komme dadurch in Kontakt mit vielen tollen Leuten – aber so wie bisher kann ich nicht alles stemmen. Produktentwicklung, Blog, Social Media, Newsletter und dazu noch der Podcast – manchmal schwirrt mir der Kopf von alledem, aber da ich alles gleichermaßen wichtig finde, konnte ich mich bisher von keiner dieser Kanäle trennen.
Welche Aufgaben liebst du am meisten? Gibt es auch Aufgaben, die du nie abgeben könntest – und umgekehrt, welche, die du am liebsten für immer outsourcen würdest?
Meine stahlpink-Ketten werden auf spezielle Karten gesteckt – das sieht ganz hübsch aus und daher sind sie ein ideales Geschenk. Aber es ist doch sehr aufwendig, diesen Vorgang für jedes Produkt zu machen. Ich glaube diese Tätigkeit würde ich als allererstes auslagern!
Außerdem könnte man noch viel an der Podcast-Qualität machen: ein Intro, den Sound verbessern, den Podcast auf weiteren Plattformen posten und vieles mehr- aber dafür fehlt mir schlichtweg die Zeit. Und das nötige Know-How.
Alles andere: die Produktentwicklung, das Schreiben von Artikeln, das Aufnehmen der Podcasts – das mache ich so gerne und da steckt so viel von mir drin, dass ich das unmöglich abgeben könnte.
Was waren die wichtigsten Meilensteine in deiner bisherigen Selbstständigkeit?
Da gab es einige! Die erste Kollektion zu launchen und im letzten Dezember fast minütlich Bestellungen zu erhalten – das war der Wahnsinn.
Auf die re:publica zu gehen und dort viele tolle, inspirierende Leute zu sehen und kennen zu lernen. Dass eine Frauenzeitschrift auf mich zugekommen ist und mich interviewen wollte. Meine erste Messe-Erfahrung. Dass Leute mich ansprechen und mir erzählen, dass sie meinen Podcast hören. Oder dass ich erkannt werde, weil jemand mich durch Instagram kennt und mir positives Feedback gibt. Das sind alles Erlebnisse, die mich sehr, sehr glücklich machen. Denn wie schon erwähnt, steckt viel Persönlichkeit von mir in meinem Label und dafür Anerkennung zu erhalten, das erfüllt mich sehr! Ohne positiven Zuspruch wäre das alles gar nicht möglich.
Gibt es in deinem Umfeld und Freundeskreis viele Kreative oder auch Gründer? Oder musstest du auch schon mit Vorurteilen oder Zweiflern umgehen lernen?
Da ich Design studiert habe, gibt es in meinem Umfeld viele Kreative. Mein Freund ist (zum Glück) Sozialwissenschaftler und der Ruhepol, den ich um Rat fragen kann. Aber mir gegenüber hat bisher niemand Zweifel geäußert. Ich glaube, dass alle sehen, mit wie viel Engagement und Leidenschaft ich an die Sache ran gehe. Und das steckt andere an.
Ich bin aber manchmal selbst die, die Vorurteile hat oder zweifelt.
Tatsächlich habe ich es meinen Eltern ca. drei Monate lang nicht erzählt, dass ich meine Festanstellung vor einem Jahr gekündigt habe. Ich hatte Angst vor ihrer Reaktion. Angst, weil meine Eltern selbst sehr sicherheitsliebend sind und ihr bisheriges Leben lang in Festanstellungen tätig waren. Ich hatte Angst, dass sie mein Vorhaben, ein eigenes Label zu gründen, sehr kritisch sehen würden und mich nicht ernst nehmen würden. Ich hatte Angst, dass sie meinen könnten, dass ich einfach zu „faul“ für meinen bisherigen Job war. Aber diese Ängste waren unbegründet.
Nun sind meine Eltern meine größten Fans und Förderer und unterstützen mich, wo es geht. Ich denke, sie merken einfach, dass ich mit ganzem Herzen dabei bin und das nicht zum „Spaß“ mache, sondern mir ein ernsthaftes Business aufbaue.
Ansonsten gibt es in meinem weiteren Umfeld schon auch Leute, die ihre eigene Unsicherheit und ihre Ängste auf mich übertragen. Aber nur, weil sie sich selbst nicht trauen, lasse ich mich nicht bremsen. Ich versuche Kritik richtig einzuordnen (dazu gibt es auch eine Podcast-Folge!) und Konstruktives für mich mitzunehmen.
Was würdest du diesen Zweiflern oder Miesmachern gerne mal mit auf den Weg geben?
Ich finde, dass Pessimisten und Miesmacher selbst mal versuchen sollten, ihr Leben erfüllter zu gestalten – vielleicht würde das ihren Pessimismus wegpusten.
Viele Leute sind so unglücklich mit sich selbst – das finde ich furchtbar. Klar ist es nicht einfach, aber mittlerweile gibt es so viel Literatur und tolle Podcasts rund um Persönlichkeitsentwicklung – eigentlich gibt es keinen legitimen Grund mehr, ein Miesmacher zu sein.
Worauf bist du besonders stolz an dir und deiner Arbeit?
Ich bin stolz, weil ich mich getraut habe, mich selbstständig zu machen. Und ich bin stolz, dass ich mich mit allen Fehlern und ganz ehrlich zeige – denn das inspiriert viele andere, wie ich in den letzten Monaten gemerkt habe.
Vor einem Jahr war ich noch eine ganz andere Person – voller Selbstzweifel und negativen Gedanken. Früher gehörte ich selbst zu den Miesmachern. Aber ich habe daran gearbeitet und bin nun viel ausgeglichener und gestalte mir selbst ein tolles Leben und kann nur allen raten, das gleiche zu tun.
Wo siehst du dich in zehn Jahren, hast du eine Mission?
Ich würde gerne so viele #megamädels wie möglich dazu inspirieren, ihr eigenes Ding durchzuziehen, das ist meine Mission.
In zehn Jahren kann viel passieren, aber ich hoffe sehr, bis dahin ein eigenes stahlpink-Studio zu haben und vielleicht das eine oder andere Buch geschrieben zu haben (hallo Verlage, hier bin ich!). Und ich finde es wichtig, weiterhin zu lernen und offen zu sein.
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Wer die Arbeit von Maggie mit eigenen Augen sehen oder eigenen Ohren hören will, findet auf ihrer Seite https://stahlpink.dedirekt zum Shop, dem Podcast oder auch ihrem Blog.
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Interviews und Porträts mit anderen inspirierende Menschen findest du hier
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