Lary, ein Leben als moderne Pastorenfrau

Lary von Lartyales

Mein Leben hat sich radikal geändert. Radikal gut!

Unser heutiger Interviewgast Lary, hat etwas, das vielen von uns fehlt: Einen tiefen Glauben.
Genauer gesagt ist Lary sogar Pastorenfrau und lebt aktiv ein christliches Leben.

Wer nun an eine etwas verstaubte, graue Maus mittleren Alters denkt, hat sich gewaltig geirrt: Lary führt einen Blog, hat einen Youtube-Kanal und beschäftigt sich darin vorwiegend mit Themen rund um nachhaltige Kosmetik und Mode.

Würde man sie mit ihrem Pudel Emma auf der Straße sehen, würde sie wohl eher in einen trendigen Berliner Kiez passen, als in eine ländliche Idylle. Lary ist eine spannende, vielseitige Frau, die in mein Klischeedenken so absolut nicht reinpasst.
Ob sie schon immer gläubig war oder dies erst im Laufe ihres Lebens kam und auch wie so ein Leben als Pastorengattin aussieht, wird sie uns nun ganz persönlich erzählen.

Liebe Lary, vielen Dank, dass du dir die nächsten Minuten Zeit nimmst – ich freue mich total!
Wie geht es dir? Was beschäftigt dich im Moment?

Liebe Roxie, danke für die Möglichkeit hier zu sprechen bzw. zu schreiben. Mir geht es tatsächlich richtig gut! Das Interview kommt wie gerufen, denn mich beschäftigt momentan vor allem die Frage, ob ich meinen Glauben mehr in mein öffentliches Leben miteinbeziehen soll und evtl. einen Podcast zu christlichen Themen starten soll. Ich bin schon länger auf der Suche nach einem christlichen Podcast der auch Lifestyle Themen abdeckt und bin nicht fündig geworden. Daher spiele ich mit dem Gedanken diese Lücke einfach selbst zu füllen.

Bei der Recherche für diesen Artikel fand ich deinen Gastbeitrag in der Brigitte, dort schreibst du über deine Zukunft und wie du dir diese vorstellst. Unter den Lesern entsteht daraufhin eine recht hitzige Diskussion, da du offen erzählst, dass du gerne „nur“ Hausfrau und Mutter wärst. Eine Zukunft ohne eigenen Job, um dich deiner Ehe, dem Haushalt und der Gemeinde zu widmen, war für einige wohl eher befremdlich.

Das Rollenbild der Frau

Dabei ist es total schade, wenn man als Frau eben nicht zu seiner Meinung und seinen Träumen stehen kann, ganz unabhängig davon, WAS man gerne mit seiner Zeit anfängt. Macht man lieber Karriere, wird man in die Schublade „Rabenmutter“ gesteckt. Umgekehrt macht man es auch niemanden recht.

Stimmt, man kann es niemandem recht machen, aber das muss man zum Glück ja auch nicht. Ich habe beschlossen bei diesem Thema einfach auf mich, Gott und unsere Familie zu hören. 

Wenn ich (mit Kindern) zu Hause bleiben möchte werde ich es tun, wenn ich arbeiten möchte werde ich es tun.

 Ich denke es ist wichtig nach der aktuellen Situation zu handeln. Selbst wenn man als Frau zu Hause bleibt, heißt das nicht, dass man sich vollkommen aufopfern muss und sich selbst vergessen soll. Es ist unheimlich wichtig Pausen zu haben, aufzutanken und Kraft zu sammeln. Eine Ehe besteht aus einem Team – man sollte darauf achten, dass der Partner nicht unter geht. Mein Mann unterstützt mich in allem was ich tue und dafür bin ich unheimlich dankbar!

 Das Leben als Pastorenfrau

Da sich aber die wenigsten vorstellen können, wie ein Leben an der Seite eines Pastors aussieht, würde ich dir gerne auch genau zu diesem Thema ein paar Fragen stellen…Mein Halbwissen beruht dabei rein auf meiner persönlichen Vorstellung und dem Artikel „Der unsichtbare Dienst einer Pastorenfrau“von David Brunner. Bitte entschuldige, wenn die ein oder andere Frage daher etwas plakativ oder naiv erscheint.
Du hast in dem oben erwähnten Artikel erzählt, dass du deinen Mann noch als Studenten kennengelernt hast. War dir damals schon klar, was dich als Frau eines Pastors so erwarten wird?

Ehrlich gesagt ja. Ich habe im laufe der Jahre viele Pastoren- oder Pfarrersfrauen kennengelernt und konnte gut sehen unter welchem Druck sie standen, welche Erwartungen sie erfüllen sollten aber auch welche Freuden sie erlebt haben. Dabei wusste ich, dass es hart werden kann, aber auch unheimlich schön. Man muss es wollen, denke ich. Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau, da glaube ich ganz fest dran. Der Pfarrer meiner alten Gemeinde hatte stets eine offene Tür für seine Gemeindemitglieder. Er hat mich nie weggeschickt wenn ich als Jugendliche an seine Tür geklopft habe, egal zu welcher Uhrzeit und egal aus welchem Grund. Erst Jahre später habe ich mich gefragt, wie sich eigentlich sein Frau dabei fühlte, wenn die Tür für jeden zu jeder Zeit offen stand. Ich finde das wirklich bewundernswert und sehr liebevoll.

Gibt es gewisse Aufgaben und Regeln, die von dir erwartet werden? Hast du als Pastorenfrau quasi einen lebenslangen „Job“ mitgeheiratet oder könntest du dich aus dem Gemeindeleben auch komplett zurückziehen?

Eine Pastorenfrau hat unheimlich mit den Erwartungen der Gemeinde zu tun. Das ist einfach so. Dabei geht es dem Pastor aber ganz genauso. Viele dieser Erwartungen bleiben unausgesprochen, was es nicht einfacher macht. Die Menschen machen das gar nicht absichtlich oder bösartig. Trotzdem ist es teilweise hart damit umzugehen. Man muss lernen für sich selbst und seine Familie einzustehen, Grenzen zu ziehen, diese zu wahren und wissen wer man ist. Kann man das vermitteln ist alles halb so schlimm. Aber jede Frau ist unterschiedlich und geht anderes mit solchen Situationen um. Besonders der Austausch mit anderen Pastorenfrauen kann unheimlich hilfreich und ermutigend sein.

Ich kann mir vorstellen, dass es möglich ist sich aus dem Gemeindeleben zurückzuziehen, aber meine Erfahrung sagt mir, dass es nicht unkommentiert bleiben wird. Als Pastorenfrau trägt man Verantwortung und fungiert als Vorbild. Oft passiert das ganz nebenbei und unbewusst. Ich denke aber das es für das eigene Glaubensleben und die Beziehung zu Gott nicht förderlich ist, sich aus der Gemeinde zurück zu ziehen. Denn im Endeffekt geht man ja in die Gemeinde um mit Gott und den Mitgliedern Gemeinschaft zu haben.

Bei all diesen Dingen muss man bedenken, dass in einer Gemeinde Menschen zusammenkommen, die den Glauben als gemeinsame Basis haben. Man hat mit Menschen zu tun, die man sonst nie kennengelernt hätte. Jeder bringt seine Persönlichkeit mit ein. Es ist wie in einer großen Familie: Ohne Reibereien klappt es nicht, aber auch nicht ohne ganz viel Liebe.

Lary von Lartyales

 

Alles unter einen Hut bekommen

Lary, du betreibst einen Blog und einen Youtube-Kanal, zeigst aber zum Beispiel auch auf Instagram, dass du so einige Aufgaben in der Gemeinde übernimmst. Hast du derzeit denn noch einen „Brötchenjob“ und wenn ja, wie bringst du alles unter einen Hut?

Ich habe vor einigen Monaten mit meiner besten Freundin über dieses Thema gesprochen.

Ich hatte den Eindruck, dass ich nicht genug leiste und zu viel Freizeit habe und hatte mich fast dafür geschämt, dass es mir so gut geht. Völliger Quatsch, denke ich mir heute.

Neben den Arbeiten an meinem Blog, meinem Youtube-Kanal (+ Social Media), arbeite ich als Journalistin für ein christliches Jugendmagazin, studiere Journalismus, arbeite als Content Creator für einen Onlineshop und übernehme einige Aufgaben in der Gemeinde. Ich habe also auch einen „Brötchenjob“, der mir unheimlich Spaß macht! Ich sehe es als unheimliches Geschenk und Privileg, dass ich momentan nicht Vollzeit arbeiten muss und mich Dingen widmen kann, die ich liebe.

Als mein Mann noch Student war, habe ich das Geld verdient und bin Vollzeit arbeiten gegangen. Für Freunde, Familie oder die Gemeinde blieb da kaum Zeit. Jetzt kann ich endlich in dem Maß ehrenamtlich arbeiten, wie ich es mir so lange gewünscht habe. Ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass es wichtigeres als Geld im Leben gibt. Wir kommen wunderbar zurecht uns fehlt es an nichts und jeder von uns beiden kann Dinge tun die er liebt, dafür danke ich Gott jeden Tag!

Als Teenie zu Gott gefunden

In dem Brigitte-Artikel schreibst du auch, dass du erst mit deiner Konfirmation zum Glauben gefunden hast. Das stelle ich mir unglaublich spannend vor. Im Prinzip warst du ja noch ein Kind. Die meisten meiner Freunde haben sich nur konfirmieren lassen, weil es von ihnen erwartet wurde und sie auf ordentliche Geschenke gehofft haben.
Wie kam es, dass du genau zu diesem Zeitpunkt deinen Glauben gefunden hast?

Ich bin natürlich auch nur in den Konfirmandenunterricht gegangen, weil man das so macht und weil ich die Kohle wollte. Während des Konfijahres habe ich gemerkt, dass sich in mir etwas verändert und ich glaube was der Pfarrer erzählt hat. Da habe ich beschlossen mein Leben mit Jesus zu leben. Zu diesem Pfarrer habe ich übrigens immer noch ein tolles Verhältnis und Konfiarbeit liegt mir unheimlich am Herzen. Vor allem mit Jugendlich arbeite ich besonderes gerne. Ich möchte sie in ihrer Persönlichkeit stärken und ihnen helfen sich so zu sehen wie Gott sie sieht – geliebt, wertvoll und schön!

Hast du dann irgendwann deinen Eltern verkündet: „Mama, Papa, ich glaube jetzt so richtig an Jesus und werde ab nun regelmäßig in die Kirche gehen!“

Ich erinnere mich gar nicht mehr, ob ich das laut verkündet habe. Natürlich haben sie es irgendwann gemerkt. Ich glaube meine Eltern waren einfach nur froh, dass ich nicht irgendwelche schlimmen Teenie Sachen gemacht habe. Bestimmt dachten sie, dass es eine Phase ist die wieder vorbei geht. Heute finden sie es ganz gut was wir machen.

War es überhaupt so? Oder ganz anders? Wie war die Reaktion deines Umfelds?

Zu der ein oder anderen Diskussion kam es dann doch. Nicht nur in der Familie, auch im Freundeskreis. Kreuzzüge, Sex vor der Ehe und Alkohol sind beliebte Themen für eine Diskussionen.

Wenn ich ganz ehrlich bin, beneide ich [als noch nicht mal getaufte Atheistin] gläubige Menschen. Diese Kraft und auch der Halt muss ein wahnsinnig schönes Gefühl sein. Sein Leben in die Hand einer höheren Macht zu geben und darauf zu vertrauen, dass alles richtig gelenkt wird, hat sicher einen sehr befreienden Aspekt.
Wie hat sich dein Leben durch den Glauben geändert?

Mein Leben hat sich radikal geändert. Radikal gut! Früher war ich unsicher und vom Schubladendenken geprägt. Zudem gab es Probleme in der Familie. Durch meinen Glauben wurde ich zu einer offenen, fröhlich, reflektierten Frau. Wie du schon geschrieben hast, gibt der Glaube mir Halt und hat mich durch viele schmerzhafte Erfahrungen getragen. Aber glauben ist nicht immer einfach. Es gibt Themen der Bibel die mir zu schaffen machen und mein Herz tief bewegen. Aber durch jede Erfahrung und Krise wachse ich. Ich kann mir nicht vorstellen ohne Jesus zu leben.

Zum Abschluss noch eine letzte Frage: Wo siehst du dich in zehn Jahren? Hast du eine Mission?

In zehn Jahren sehe ich mich, wie heute, am Schreibtisch. Neben mir liegt mein eigenes Buch. Emma sitzt immer noch neben mir, alt aber gesund. Mein Kind ist in der Schule. Meiner Familie geht es gut. Mein Mann und ich sind im Herzen immer noch Kinder. Ich lese eine E-Mail in der mir ein junges Mädchen schreibt, dass sie durch mein Buch zu sich selbst und zum Glauben gefunden hat. Natürlich kann sich diese Vision ständig ändern.

Wer Lary noch nicht kennt, sollte unbedingt mal auf ihrem Instagramkanalvorbeischauen. Dort zeigt sie uns ihr Leben, was mir immer gute Laune macht. Diese Naturverbundenheit, wunderschöne Fotos und ihre lebensfrohe Art sind einen Blick wert! Wer sich mehr mit Nachhaltigkeit, besonders in Hinblick auf Kosmetik und Mode interessiert, ist auf ihrem Youtube-Kanal* gut aufgehoben. Und inspirierende Texte findest du auf ihrem Blog*!

 

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*Diese Links führen dich auf die Inhalte meines Gastes, weil es dich vielleicht interessiert, was es dort zu entdecken gibt.
Alle Inhalte in diesem Artikel sind ausschließlich unbeauftragt und unbezahlt.

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