Ich teste: Haare waschen mit Roggenmehl

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Voluminöse und weiche Haare mit nur einer Zutat? Als ich das erste Mal davon las und hörte, war ich gleich fasziniert… Nur noch zwei Mal im Monat Haare waschen müssen, weil sie einfach nicht mehr fettig werden? Yes Baby, Checkpot!

Das Geheimnis dahinter: Eine einzige Zutat. Minimalistisch, nachhaltig und zero-waste geeignet: Roggenmehl!

Mehl als Beauty-Geheimtipp

Ich muss sagen, etwas skeptisch war ich am Anfang schon… Meine Haare sind fein, blond und daher – wie bei so vielen Blondies – leicht fettend. Da ich schon lange von einer langen Mähne träumte, aber nie über eine bestimme Länge hinaus kam, wagte ich das Experiment. Es könnte ja sein, dass Roggenmehl nicht nur Hauptzutat für meine Leibspeise [Brot] ist, sondern auch der Schlüssel zu einer gepflegten Haarpracht.

Das Experiment beginnt

Vor dem Regal im Biomarkt bin ich erstmal überfordert – Vollkorn oder nicht? Und muss es wirklich Roggenmehl sein? Kurz gesagt: Es MUSS! Falls du auch mal das Experiment wagen willst, greife ausschließlich zu Roggenmehl. Alle anderen Mehle verkleben und machen aus deinen Haaren einen Pfannkuchen, den du so leicht nicht mehr auswaschen kannst.

Die erste Anwendung

Da Vollkorn immer gesund und gut ist, entscheide ich mich also auch zur Haarwäsche für das volle Korn. Zu Hause angekommen mische ich ein paar Löffel Mehl mit kaltem Wasser zu einer klumpigen Masse. Das fängt ja gut an… Ich rühre und rühre, die Klumpen bleiben, aber was soll’s. Wird meine Haare ja nicht stören.

Vorbereitende Maßnahmen

Da ich schon irgendwie Respekt vor dieser Nummer habe, überrede ich meinen Lebensfreund dazu, das Experiment mit mir zu beginnen. Falls ich also nicht mit fluffigen Haaren, sondern mit einem Brotteig aus der Dusche steigen werde, bin ich wenigstens nicht alleine. Zu zweit ist so ein Brot auf dem Kopf ja schon wieder lustiger…

Es wird ernst…

Nachdem ich meine Haare eingeweicht habe, klatsche ich mir also den Teig in die Haare. Und bin überrascht! Die Roggenmehl-Masse lässt sich erstaunlich gut verteilen und hat die Konsistenz von einer Spülung. Natürlich lässt sie sich nicht aufschäumen, wie bei einem Shampoo, aber ich muss sagen, dass das Gefühl nicht so komisch ist, wie befürchtet!

Bei den Roggen-Experten hatte ich gelesen, dass die Masse nach einer Einwirkzeit von 2-10 Minuten [hier gehen die Meinungen auseinander] mit kalten Wasser sehr gut ausgespült werden soll. Ich brause meine Haare also für ca. 1-2 Minuten mit einem starken Duschstrahl ab und steige aus der Dusche.

Das Ergebnis

Mhh, was soll ich sagen. Sieht erstmal gut aus, immerhin habe ich keinen Teig auf dem Kopf und in den Haaren. Es stimmt also wirklich, Roggenmehl verklebt die Haare nicht und lässt sich (fast) rückstandslos ausspülen. Zumindest auf den ersten Blick.

Leise rieselt der Roggen

Beim Föhnen sehe ich dann, wieso geraten wird wirklich gut auszuspülen. Überall fliegen die kleinen Mehl-Spelzen rum, im Bad, auf den Klamotten – und natürlich in den Haaren. Ein großes Manko wie ich finde. Um das Föhnen scheint man also nicht drumherum zu kommen.

Mein 1. Resümee

Die Haare fühlen sich weich und geschmeidig an, aber wahrscheinlich auch deshalb, da sie immer noch etwas fettig sind. Es scheint so, als ob das Fett aus dem Ansatz etwas weiter runter gewandert ist und das Gefühl nach dem Waschen ist eher gewöhnungsbedürftig.

Die Haare riechen neutral. Eine weitere Befürchtung, die sich nicht bewahrheitet hat, die Haare riechen weder nach Mehl und stinken auch nicht, sondern riechen einfach nach „nichts“.

So wie meine Haare jetzt aussehen, kann ich sie nicht offen tragen. Aber ein Benefit des Roggenmehls zeigt sich beim Styling: Sie sind viel griffiger und haben mehr Volumen. Wenn ich sie etwas aufschüttel‘, sehen sie viel weniger platt aus, als „normal gewaschen“.

Wie es weiter ging

Es heisst ja immer, dass sich die Haare erstmal an die neue Behandlung gewöhnen müssen, also beiße ich in den nächsten Wochen die Zähne zusammen und bleibe weiterhin beim Roggenmehl. Die Klümpchen beim Anrühren habe ich immer noch nicht eliminieren können, aber ich habe andere Erkenntnisse gewonnen: Beispielsweise „rieselt“ man viel weniger, wenn man kein Vollkornmehl verwendet. Die Spelzen beim Nicht-Vollkorn-Mehl sind zwar auch existent, aber viel kleiner und unauffälliger. Vollkornmehl soll wohl auch eher einen „nahrhaften“ Effekt haben, für leicht fettendes Haar also weniger gut geeignet.

Durchhalten!

Meine Haare sehen nach den ersten Roggen-Wäschen jedes Mal schlimmer aus. Meine Kopfhaut scheint bockig zu sein und stellt sich nicht so schnell um, wie es immer heißt. Aber tatsächlich merke ich nach ca. einem Monat, dass meine Haare plötzlich anfangen wieder besser auszusehen. Die Umstellung scheint sich tatsächlich vollzogen zu haben und ich erfreue mich an meinen „fluffigen“ Roggen-Haaren.

Mein Lebensfreund, der eine völlig andere Haarstruktur hat [lockiges, dunkles Haar], hat übrigens von Anfang an keine Probleme mit der Umstellung. Bei ihm zeigt sich der versprochene Effekt direkt nach dem ersten Mal: Seine Haare bleiben tagelang frisch und fetten tatsächlich so gut wie gar nicht nach.

Das Fazit

Die Roggenwäsche habe ich insgesamt ca. 3 Monate durchgehalten. Im Durchschnitt war ich sehr zufrieden, das Haarewaschen konnte ich reduzieren – was ja eines der Hauptziele war. Außerdem war ich von dem Effekt des „Aufschüttelns“ begeistert: Die Haare hingen nicht schon ein paar Stunden nach der Haarwäsche platt herunter, sondern konnten sogar noch 3-4 Tage danach durch aufschütteln wieder völlig frisch und fettfrei aussehen. Was mich aber völlig vom Hocker gehauen hat: Dass ich von allen Seiten hörte, wie lang meine Haare plötzlich geworden wären. Dadurch, dass ich auf alle Pflege- und Stylingprodukte verzichtet hatte, war diese Zeit scheinbar tatsächlich wie eine Art Erholungskur für die Haare.

Roggenmehl forever?

Irgendwann hatte ich die Nase voll. Ich ertappte mich dabei, wie ich andere Menschen beneidete, die unter der Dusche einfach mal schnell zum Shampoo greifen können und mit duftenden Haaren belohnt werden. Das Anrühren und aufwändigere Prozedere nervte mich nach einiger Zeit. Und auch wenn ich mit dem Effekt nach einiger Zeit wirklich sehr zufrieden war, knickte ich ein und beendete mein Experiment.

Schließlich sind Haare auch nur Haare, man kann sich mal einige Zeit intensiver mit ihnen beschäftigen, aber im Grunde genommen kann man sich auf den Kopf stellen, von außen – also durch Pflege etc. – wird man nicht sie in ihrer Eigenart nicht ändern.

Hast du aber Spaß an aufwändigeren Zeremonien oder steckst sowieso viel Zeit in die Pflege und Zucht deiner Haare? Dann kann ich dir eine „Roggen-Kur“ auf jeden Fall empfehlen.

Photo von Kai Pilger auf Unsplash

 

 

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