Generation Y: Ronja über ihr Leben als Freelancerin

Ronja bezeichnet sich selbst als Millenial-Kind und schreibt auf ihrem Blog „Generation Y“ über alles, was eben genau diese Generation beschäftigt: Vom Suchen und Finden, von Ängsten aber auch von Chancen, die es vorher so noch nie gab.

Deine Lesezeit: 8 Minuten

Millenials: Selbstbestimmt und Frei?

Sie selbst ist nämlich schon längst aus dem Hamsterrad ausgestiegen und lebt ihren Lesern und Instagram-Followern vor, wie man sein (Arbeits)Leben selbstbestimmt gestalten kann. Kein 9 to 5 für ein Hungerlohn, sondern ein Freelancer-Dasein à la „digitaler Nomade“ inklusive 30-Stunden Woche und sehr akzeptablem Monats-Umsatz.

Chancen, die unsere Eltern noch nicht hatten

Ein Leben, welches die meisten unserer Eltern, so nicht kennen. Während heutzutage (oftmals) die Freiheit und Selbstverwirklichung bei der Erziehung an oberer Stelle steht, gab es noch vor ein paar Jahrzehnten ganz andere Werte.
Der Wunsch der Eltern nach einer „sicheren“ Karriere für ihren Nachwuchs, führte nicht selten zu Arbeitnehmern, ihren Job größtenteils als nötiges Übel zum Geldverdienen sehen. Oftmals auch noch unter den Zwängen, dass der elterliche Betrieb oder der Beruf des Vaters/Mutters übernommen werden sollte.
So ging und geht es eher um ein Streben nach der Rente, um sich dann endlich noch ein paar Träume zu erfüllen.

Generation Y: Möglichkeiten über Möglichkeiten

Die Millenials, also Kinder der 1980er – 1990er Jahre, sind hingegen verschrien als Generation der tausend Möglichkeiten. Wir sind mit den ersten Computern und dem Wachstum des Internets aufgewachsen, mit Neuerungen und Chancen, die ein paar Jahre zuvor noch als Utopie galten.

Expertenwissen über die Generation Y

Vielleicht könnte man Ronja als Prototypen der Generation Y bezeichnen, sicher aber als Expertin: Sie widmete sich nämlich genau diesem Thema in ihrer Masterarbeit*, welche sie im Rahmen ihres Germanistikstudiums schrieb.

Natürlich macht dies alles neugierig, daher bin sehr dankbar, dass ich Ronja Menzel in einem Interview all‘ meine Fragen rund um die Generation Y und ihr Leben als digitale Nomadin, stellen durfte. Herzlichen Dank für deine ehrlichen Antworten liebe Ronja!

Wie geht es dir?

Gut, denn ich finde heute endlich Zeit, dir deine Interview-Fragen zu beantworten :). Etwas, dass die letzten Monate kaum möglich war, da mich zu viele Projekte beschäftigt haben. Gerade fahre ich etwas runter, reflektiere das Jahr und treffe viele wichtige Entscheidungen, wie es beruflich als auch privat weitergehen soll. Das ist einerseits anstrengend, andererseits auch ungeheuer befreiend.

Darf ich dich fragen, was du heute schon vor dem Interview so gemacht hast? Was steht danach noch bei dir an? Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus – oder gibt es den gar nicht?

Da ich heute zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder in meinem eigenen Office bin, ist heute ein typischer Bürokram-Tag bei mir. Vorher habe ich meinen Kalender auf den neuesten Stand gebracht, Termine vereinbart, die ich schon ewig aufgeschoben habe (Zahnarzt, Steuerberater, Auto-Jahresinspektion) … Später mache ich (hoffentlich) sogar noch meine Steuererklärung für 2018

Typische Tage gibt es leider nicht

Einen typischen Tag gibt es gar nicht so recht, was ich aber schade finde, denn ich wünsche mir mehr Routinen in meinem Business. Zurzeit bin ich ca. zwei bis dreimal die Woche bei Kunden vor Ort und die restlichen zwei bis drei Tage versuche ich es in mein Office zu schaffen. Zugegeben lasse ich da aber öfter mal was „dazwischen“ kommen, weil man als Selbstständiger immer denkt, man ist eh flexibel … Ich frage mich auch immer, wann Vollzeitangestellte eigentlich zum Zahnarzt oder zur Jahresinspektion gehen?

Du schreibst auf deinem Blog über die Generation Y, gibst Tipps und Ratschläge, die sich oftmals um das Thema Arbeit drehen. Schnell stellt man als Leser fest, dass du bereits aus dem „Hamsterrad“ ausgestiegen bist.
Wie war dein Werdegang?

Zum Glück musste ich gar nicht erst aus dem Hamsterrad aussteigen, denn ich bin gar nie richtig eingestiegen. Ich habe mich bereits während dem Studium als Texterin nebenher selbstständig gemacht. Die Uni habe ich ewig rausgezogen, weil ich auf keinen Fall in diese 40-Stunden-Tretmühle kommen wollte. Das fand ich während der Praktika schon immer unglaublich anstrengend, egal wie cool der Job war! Als ich gemerkt habe, vom Texten leben zu können, wenn man die richtigen Kunden hat, war mir klar, mich gar nie irgendwo „klassisch“ zu bewerben. Eine Entscheidung, die ich nicht einen Tag bereut habe! Man muss aber dazusagen, dass ich nach dem Studium die Sicherheit hatte, in meinem alten Stundentenjob auf Teilzeit angestellt zu werden. Das war ein Rezeptionsjob in einem Hotel, bei dem ich glücklicherweise viel Zeit hatte, für meine Texterkunden als Freelancerin zu arbeiten.

Ronja Menzel Generation Y
Instagram Post auf generationy.de

Auf deiner Seite „About“ findet man folgende Worte:

„Und egal wie viele Leute mir sagen: „Mach doch lieber Youtube“, „Lesen will ja sowieso niemand mehr“ oder „Es gibt doch schon so viele Millenial-Blogs“ – glaube ich, dass es immer noch viel zu wenig echte Blogs gibt. Auf denen nicht nur Artikel á la „so verdienst du 50.000 Euro in nur einem Monat“  oder irgendwelche Gebrauchsanweisungen, wie man ein besseres Leben in 100 Schritten führt, veröffentlicht werden.“

www.generationy.de

Ein paar Klicks weiter entdeckt man deinen Onlinekurs, den du mit folgenden Worten bewirbst:

„Dank meinem erprobten Akquise-System mache ich mittlerweile rund 5000€ Umsatz pro Monat und arbeite etwa 30 Stunden pro Woche.“

www.freelancer-werden.de

Beide Aussagen finde ich extrem spannend, denn sie stehen auf den ersten Blick im Kontrast zueinander.
Siehst du dein Blog-Projekt und dein Onlinekurs als zwei verschiedene paar Schuhe? Den Kurs als Weg zu einem erfüllteren (Arbeits)Leben und den Blog als eine Art „Tagebuch“ zum Thema Generation Y? Oder gehört beides für dich zusammen? Eine Art „Aufrütteln“ inklusive Lösung/Weg zum Traumjob?

Haha, erwischt 😀 … Ehrlich gesagt, habe ich den Blog 2017 gegründet, damals ging es mir kein bisschen darum, ihn zu monetarisieren, es sollte eher etwas sein, dass mir Spaß macht. Wobei ich schon immer das Gefühl hatte, „Generation Y“ könnte trotzdem erfolgreich sein, da es damals so viele Blogs gab, bei denen ich mir dachte: Das kann ich doch viel besser. Damals ist auch die About-Seite entstanden, heute würde ich sie sicher anders schreiben, denn heute will und muss ich meine Zeit auch darauf verwenden, was Geld einbringt.

Onlinekurs für Freelancer

Die Idee zum Onlinekurs kam erst später, als immer mehr Leute gefragt haben, wie ich denn Freelancerin geworden bin, wie ich Kunden finde, ob ich nicht Angst vor der Unsicherheit hätte etc. Statt immer wieder dieselben Fragen zu beantworten, wollte ich mein Wissen gebündelt weitergeben. Außerdem bietet es sich ja schon ein wenig an, da gerade die Millenials berüchtigt dafür sind, „anders“ arbeiten zu wollen. Trotzdem fällt es mir manchmal auch schwer, die beiden Themen miteinander zu verknüpfen, denn nicht jeder Millenial will Freelancer werden.

Welche Aufgaben liebst du am meisten? Gibt es auch Aufgaben, die du nie abgeben könntest – und umgekehrt, welche, die du am liebsten für immer outsourcen würdest?

Meine Kunden zu beraten liebe ich! Ich habe in verschiedenen Agenturen gearbeitet und gemerkt: Die bieten Sachen an, von denen sie zum Teil selbst keinen blassen Schimmer haben. Zum Beispiel verkaufen sie ihren Kunden Instagram, obwohl sie selbst noch nie irgendetwas mit Instagram gemacht haben. Ich habe mir durch den Blog und auch durch den Onlinekurs so viel Wissen angeeignet, dass ich gerne beratend weitergebe. Anders als ein Angestellter, hatte ich natürlich viel mehr davon, dass meine SEO-Optimierungen funktionieren, genauso mein Newsletter-Marketing oder meine Insta-Posts.

Der Unterschied zwischen Angestellten und Selbstständigen

Ich hab mich zu jedem Thema eingelesen, Kurse gemacht und mich aus eigener Motivation und natürlich auch aus finanziellem Eigeninteresse weitergebildet. Ich glaube, Angestellte sitzen oft einfach nur ihre acht Stunden ab. Ob ihr Kunde Erfolg hat, interessiert sie vermutlich weniger als es einen Selbstständigen interessiert. Ich sehe mich wie gesagt daher immer mehr im beratenden Bereich. Outsourcen will und tue ich mittlerweile unsinnige Textaufgaben. Zuletzt z.B. Blogartikel zum Thema Casinospiele. Und das obwohl ich als Texterin gestartet habe.

Was waren die wichtigsten Meilensteine in deiner bisherigen Selbstständigkeit?

Es gab drei Meilensteine, die alle gleichzeitig eingetroffen sind: Meinen Teilzeitjob zu kündigen, mich als Texterin zu spezialisieren und meine Preise zu erhöhen.

Der Teilzeitjob mit 20 Stunden pro Woche hat einfach zu viel Zeit gekostet, ich konnte Kundenaufträge nicht annehmen, was natürlich ärgerlich ist, denn dann sind sie weg. Ein Kunde klopft nicht zweimal an deine Tür, wenn du keine Zeit hast. Früher war meine Website und mein Xing-Account mit hunderten Angeboten gefüllt. Bewerbungen schreiben, Produktbeschreibungen, Social Media, Pressemitteilungen – querbeet – furchtbar!

Spezialisierung für Erfolg

SEO, also Suchmaschinenoptimierung, hat mir irgendwie am meisten Spaß gemacht, denn ich wollte nicht nur Blogartikel schreiben, die in der Versenkung verschwinden, sondern welche, die auch über Google gefunden werden. Das ist natürlich auch für meine Kunden interessant. Seit ich mich darauf spezialisiert habe, habe ich VIEL mehr Anfragen. Kaltakquise musste ich seitdem so gut wie nie machen. Und: Seit der Spezialisierung sind meine Kunden bereit, deutlich mehr Geld zu bezahlen. Schließlich bin ich ja jetzt die Expertin, nicht eine „eierlegende Wollmilchsau“, die alles so ein bisschen kann … 🙂

Gibt es in deinem Umfeld und Freundeskreis viele Kreative, Freelancer auch Gründer? Oder musstest du auch schon mit Vorurteilen oder Zweiflern umgehen lernen? 

Fast niemanden! Ich wohne in München, dort leben generell schon weniger Kreative als etwa in Berlin. Die meisten meiner Freundinnen kenne ich seit der Schul- oder Uni-Zeit. Sie sind fast alle angestellt oder sogar verbeamtet. Daher war es schwierig, mit ihnen über meinen Entschluss, Freelancerin zu werden, zu sprechen. Viele waren skeptisch, einige vielleicht sogar neidisch, so traurig das klingt. Manche Menschen wären zwar gerne selbstständig, trauen sich aber nicht oder sind schlichtweg zu gemütlich, den am Anfang doch recht anstrengenden Schritt zu gehen. Ich habe aber auch Freunde aufgrund der Selbstständigkeit gefunden. Eine meiner besten Freundinnen habe ich vor zwei Jahren bei einer Veranstaltung für „ortsunabhängige, digitale Nomaden“ kennengelernt, obwohl wir beide in München geblieben sind.

Freelancer Bullshit-Bingo Generation Y
Instagram Post auf generationy.de

Was würdest du diesen Zweiflern oder Miesmachern gerne mal mit auf den Weg geben?

Leben und leben lassen. Ihr braucht euch nicht bedroht fühlen! Erst letztens wollte mich eine angestellte Arbeitskollegin überzeugen, was ich mache, wäre viel zu unsicher, und ich müsse doch an Rente denken. Solche Gespräche rauben Kraft und machen mich auch wütend. Ich versuche schließlich auch niemanden zu bekehren, der zufrieden damit ist, angestellt zu arbeiten. Ich versuche nur den Leuten, die mit dem Gedanken Selbstständigkeit spielen, Mut zu machen. Warum sich manche davon angegriffen fühlen, verstehe ich nur schwer. 

Keiner sollte für 1500 Euro im Monat 40 Stunden lang pro Woche seine Zeit verkaufen, das ist es einfach nicht wert.

Worauf bist du besonders stolz an dir und deiner Arbeit?

Besonders stolz bin ich, wenn meine Kunden zufrieden sind. Wenn sie Ergebnisse für ihr Geld sehen. Außerdem bin ich stolz auf mich, dass ich meinen Weg gegangen bin, mittlerweile wirklich unabhängig bin und gutes Geld verdiene. Mehr als ich in meiner Branche als Angestellte jemals hätte verdienen können! Das macht mich stolz und motiviert mich. Denn Geld ist ein Ausdruck von Wertschätzung für eine Arbeit. Keiner sollte für 1500 Euro im Monat 40 Stunden lang pro Woche seine Zeit verkaufen, das ist es einfach nicht wert.

Wo siehst du dich in zehn Jahren, hast du eine Mission?

Puh, manchmal bin ich schon ziemlich gespannt, wo ich in einem Jahr stehe. Als Freelancer verändert sich nämlich alles sehr schnell. Ich möchte aber auf jeden Fall den Schritt zur Unternehmerin machen. Meine eigene Agentur gründen, die nur mit Experten arbeitet – ich möchte meinen Kunden niemals etwas verkaufen, dass ich nicht drauf habe. Dann lieber mit einem Expertenteam arbeiten. Außerdem will ich, dass viel mehr Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen und sich hoffentlich in den nächsten zehn Jahren endlich dieses verstaubte 40-Stunden-Zeit-gegen-Geld-System ändert! Meine Mission ist es, so viele Menschen wie möglich auf diesem Weg zu unterstützen, die sich noch nicht trauen. Ansonsten bin ich da dann 40 und sehe mich auch mit Familie. Selbständigkeit und Mutterschaft passt für mich sowieso super zusammen!

Mehr von Ronja Menzel findest du auf ihrem Blog* und dem zugehörigen Instagramkanal*.


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