Portrait Jessica Petersohn Zimelie

Die zauberhafte Welt der Zimelie

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Jessie Petersohn und ihr Label Zimelie, ist aus der deutschen Design-Szene nicht mehr wegzudenken. Mit ihren Kreationen aus der Natur hat sie vor einigen Jahren einen großen Trend losgetreten, der heute so aktuell ist, wie nie zuvor: 
Schmuck aus Naturmaterialien, die mit viel Liebe produziert werden. In Zeiten von Nachhaltigkeit und Rückbesinnung zur Natur, ein Label mit großer Zukunft.
 
Persönlich verfolge ich ihren Werdegang schon seit einigen Jahren und freue mich daher umso mehr, dass ich die zauberhafte Gründerin nun etwas besser kennen lernen durfte. Entdeckt habe ich sie damals bei einer Dawanda- Reportage von 2011 und war voller Bewunderung, dass man mit einer guten Idee so schnell große Erfolge erzielen kann. Nun sieben Jahre später, durfte ich ihr meine Fragen rund um Träume, Visionen und typische Klischees stellen.
 
 

Wie geht es dir? 


Aufgeregt und dankbar. Ganz aktuell bin ich in einer aufregenden Phase kurz vor dem Neubeginn eines großen Projektes. Im Oktober eröffne ich mein Zimelie Geschäft in Berlin und mein Kopf ist voller Ideen zum Ladenkonzept, Schmuckpräsentation, Marketing und vieles mehr. Eine aufregende Zeit, in der ich vor lauter kreativer Ideen ziemlich auf Trab bin und jetzt besonders auf mich acht geben möchte. 

Denn wie ich durch die Selbstständigkeit rausfinden konnte, verliere ich mich gerne mit aller Kraft und Herzblut in große Projekte. Das ist unheimlich schön, einfach so seinem Gefühl zu folgen. Aber mit einer Prise Weitblick ins Ausmaß, finde ich nun auch zwischendurch schon kleine Momente zum Entspannen, anstatt erst nach einem fertigen Projekt. Da kommt Dein Interview zum Thema Lebensgenuss gerade recht. Danke Roxie, dass Du mich angesprochen hast und Dir mein Schmucklabel seit der DaWanda-Reportage so in Erinnerung geblieben ist. Gerade unter Kollegen ist das ein mich bestärkendes Kompliment.

 

Darf ich dich fragen, was du heute schon vor dem Interview so gemacht hast? Was steht danach noch bei dir an? Wie sieht ein typischer Tag im Hause Zimelie aus – oder gibt es den gar nicht?

Es ist Sonntag früh und ich sitze im Sonnenschein auf meinem Balkon. Hier gelingt es mir besonders meine Gedanken in Worte zu fassen und allgemein die Morgenstunden liebe ich, um produktiv zu sein, während die Welt noch schläft. Mein Balkon ist meine kleiner Erholungsort, an dem ich gerne schreibe, das darf dann auch mal untypisch an einem Sonntag geschehen. Denn ich vermische gerne meine Arbeit, die ich eher Leidenschaft nennen möchte, mit meinem persönlichen Leben. Beides geht Hand in Hand.

Ein Zimelie-Tag

Nach einer Tasse Schwarztee schwinge ich mich auf mein mit Pflanzen und Zimelie-Werbung geschmücktes Fahrrad und radel zu meinem Atelier durch den Schlosspark. Angekommen im Atelier widme ich mich dem Kundenkontakt und den Onlinebestellungen und nehme etwaige Änderungswünsche vor. Verpacke mit Liebe und kleinen persönlichen Botschaften die Sendungen und habe mit dem Versand die wichtigste Aufgabe des Tages geschafft. Weiter geht es mit Schmuckherstellung und je nach Auftragslage nehme ich mir danach bis etwa 17 Uhr Zeit für Produktfotografie, Marketing, Buchhaltung vor. Jetzt zum aufkommenden Herbst hin, radel ich gerne an Eichen und Haselsträucher vorbei und sammle zwischendurch Eichelkappen und Haselnüsse für die kommende Kollektion.

Haselnuss


Die Reportage von dir stammt aus dem Jahre 2011, damals warst du noch Kommunikationsdesign-Studentin. Konntest du dein Studium noch beenden oder hat dich der Erfolg irgendwann übermannt?


Die große Nachfrage nach meinen Schmuckkreationen hat mich neben dem Designstudium zeitweise schon ziemlich herausgefordert. Aber es war mir ein Anliegen, das noch zu Ende zu bringen. Ich bin ganz stolz, das geschafft zu haben, auch wenn ich mit wochenlangen Träumen danach noch die Prüfungen verarbeiten musste. Aktuell mache ich mich mit einem zweiten Standbein als „Die Seinerin“ für achtsames Grafikdesign selbstständig. Da nehme ich mein absolviertes Studium als gute Grundlage wahr und es hat mir unheimlich geholfen, um für Zimelie das Corporate Design, die Produktfotografie und den Onlineshop zu entwickeln. Das Studium war, auch wenn es per se so gar nichts mit Schmuck zu tun hat, ein elementarer Baustein für meinen Weg in die Selbstständigkeit, die meinem künstlerischen Sein Ausdruck verschafft.

Hast du dich direkt (Vollzeit) selbstständig gemacht oder hast und hattest du noch einen anderen „Brötchenjob“ (Falls ja, wie bekommst du beides unter einen Hut?)


Neben dem Studium arbeitete ich noch in einem Café und mit steigendem Erfolg durch Zimelie gab ich diesen Nebenjob auf. Da eine freie Zeiteinteilung meine Schaffenskraft fördert und ich mich dadurch mit Herzblut Projekten widmen kann, dachte ich: Wenn ich das Beste aus Zimelie rausholen möchte, dann wähle ich die Vollzeit-Selbstständigkeit. Das war die beste Entscheidung.

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Was findest du am schönsten an deiner Arbeit rund um dein Label Zimelie?


Mein Schmuckherz pocht in Momenten der Kreativität, wenn ich die Haselnuss wieder neu erfinde und ein neues Schmuckdesign daraus entwickle. Neben dem Duft der Kreativität, berührt mich auch ganz besonders das Feedback meiner KundInnen. Ein absolutes Highlight war, dass eine Kundin, eine Haselnusskette als Glücksbringer unter ihrem Kissen platzierte und sich dabei einen Job wünschte. Als sie den Job bekam, bedankte sie sich bei mir für diesen magischen Glücksbringer. Das war ein echter Gänsehautmoment.

 

Was mir an deiner Arbeit so unglaublich gut gefällt, ist die Detailverliebtheit. Nicht nur die Produkte sind präzise gearbeitet, auch der gesamte Webauftritt mit allem was dazugehört. Machst du das alles alleine oder hast du dir irgendwann Hilfe mit in’s Boot geholt?

Ja, ich bin tatsächlich ganz vernarrt in Details. Sei es der Schmuck oder die Präsentation meiner Angebote. Es bereitet mir tiefe Freude, etwas schön in Szene zu setzen und tut gut, wenn ich erlebe, wie gerne andere in meiner Schmuckwelt stöbern. Allerdings war es auch ein langer Weg, bis die Produkte und der Shop sich so entwickelt haben, wie sie jetzt sind. Dazwischen lagen unzählige verworfene Entwürfe und technische Probleme. Etwas womit ich mich immer allein beschäftigt habe und mir in Zukunft Unterstützung suchen möchte. Lange Zeit glaubte ich, alles allein schaffen zu müssen. Aber in letzter Zeit erfahre ich beispielsweise einfach durch ein Shooting mit Freundinnen, wie produktiv und spaßig es sein kann, sich gemeinsam zu unterstützen.

Die wichtigsten Meilensteine
in deiner bisherigen Karriere?

 

  • 2013: Sprung in die komplette Selbstständigkeit

  • 2015: eigenes Atelier außerhalb der Wohnung

  • 2016: eigener Onlineshop, Ausstellungen auf Kunst- und Designmärkten mit meinem Zimelie-Koffer à la Mary Poppins 

  • 2017: Mastermindgruppe mit befreundeten Selbstständigen

  • 2018: eigenes Geschäft

    Schmuckverkauf in einem ausgezeichneten Naturhotel in Bayern (Werdenfelserei)


Ich habe es leider persönlich viel zu oft erlebt, dass man als „Schmuckdesignerin“ oder „Kreative“ in eine gewisse Ecke gesteckt wird. Dabei wissen viele gar nicht, was für komplexe Arbeiten dahinterstecken. Sich als junge Frau in der Kreativbranche selbstständig zu machen, wird merkwürdigerweise oft nicht ernst genommen… Zum Beispiel wird mir heute noch vorgeschlagen, ob der ein oder andere (Angestellten-)Job nicht was für mich wäre – ganz so, als wäre ich arbeitssuchend und würde den lieben langen Tag Däumchen drehen oder einem schönen Hobby nachgehen.

Das kann ich bestätigen. Oft werde ich mit einer Mischung aus Besorgnis und Erstaunen gefragt, ob ich denn von Zimelie leben könne. Mit wiederholtem Male nervte mich diese Frage nur noch, weil ich mich dadurch in meiner Arbeit in Frage gestellt und nicht anerkannt fühlte. Mittlerweile denke ich aber, dass die Nachfragen sind gar nicht so sehr kritisch gemeint sind, sondern vielmehr den in unserer Gesellschaft vorherrschenden Unmut, die Selbstständigkeit als mögliche Option zu sehen, wiederspiegelt. 

Selbstständigkeit gleich Unsicherheit?

Ja, Selbstständigkeit bringt Unsicherheit mit sich. Auch ich hätte gerne mehr Sicherheit und bin bemüht mit unternehmerischen Entscheidungen mein Unternehmen zu stabilisieren, aber ich bin mir auch bewusst, dass die Unsicherheit die Kehrseite der absoluten Freiheit ist, die ich durch die Selbstständigkeit erlange. Unseren gelebten und noch in uns schlummernden Fähigkeiten, Träumen und Visionen tagtäglich die Möglichkeit zum realisieren zu bieten, ist eine unglaublich bereichernde und aktuell im digitalen Zeitalter eine machbare Möglichkeit, das Arbeitsleben selbst zu gestalten. Ich bin mir sicher: Wer Mut, Geduld und Herzblut in sein Projekt steckt, wird die Gesellschaft bereichern und auf lange Sicht erfolgreich.

Worauf bist du besonders stolz an dir und deiner Arbeit?
 
Auf mein Schaffenswerk von Beginn der Auslese bis zur Kreation und zum Verkauf. Jede Nuss wanderte durch meine Hände, wurde von mir erlesen und gesäubert und in Schmuck verwandelt. Gerade auf Designmärkten, wenn ich meinen Schmuck mit Liebe präsentiere, dann spüre ich, dass ich dieses kleine Naturschmuck-Universum selbst geschaffen habe. Darauf bin ich richtig stolz. 
 
Welche Aufgaben liebst du am meisten? Gibt es auch Aufgaben, die du nie abgeben könntest – und umgekehrt, welche, die du am liebsten für immer outsourcen würdest?
 
Wie ein kleines Kind freue ich mich, wenn eine neue Schmuckidee entsteht und ich liebe es, diese dann soweit zu realisieren und zu optimieren bis ich die neue Kreation begeistert in meinen Händen halten kann. In der Schaffenszeit verfliegt die Zeit und manchmal ist das Atelier vor lauter euphorischem Gestalten nicht mehr wieder zu erkennen. Nach dieser kleinen Odysee bekommt mein Lebenspartner und bester Freund die neue Kreationen zu Gesicht und gibt mir ehrlich Feedback. Das ist meistens positiv oder anregend für die weitere Designentwicklung. Robert steht voll und ganz hinter Zimelie und berät und hilft mir, wo er kann. An dieser Stelle Mal ein großes Danke an meinen Liebling. Danke für Deinen Halt.
 

 

Es gibt aber auch so einige eintönige und herausfordernde Aufgaben, die vermeintlich keine Freude bringen. Aber selbst das Bestempeln der Zimelie Schmuckverpackung bringt mir bei einem Hörbuch oder ganz ohne Unterhaltung schon fast meditative Ruhephasen. Manchmal hilft mir hierbei aber auch ein Heinzelmännchen namens „Mama“. Die Steuererklärung war für mich die ersten Jahre ein Graus. Mittlerweile habe ich mir einen schnellen Workflow erarbeitet, der auch das schaffbar macht. Dennoch möchte ich, einfach um noch mehr Zeit für neue Kreationen zu haben, die steuerlichen Aufgaben zukünftig abgeben.

 

 

 

…dann spüre ich, dass ich dieses kleine Naturschmuck-Universum selbst geschaffen habe.
Darauf bin ich richtig stolz.

 
 
 
 
 
Worauf können sich monZENzine Leser freuen?
 
Mit einer sehr guten Freundin, die Hypnose Coach ist, tüftel ich gerade an einem gemeinsamen Projekt. Zusammen werden wir eine geführte Traumreise mit einem Talisman von Zimelie anbieten. Wir sind voller Vorfreude und geben beizeiten weitere Infos dazu auf Instagram bekannt. Ansonsten kann ich es kaum abwarten, endlich meinen eigenen Atelierladen zu renovieren und zu beziehen, das Schaufenster zu dekorieren und mit Kundinnen einen Tee zu genießen. Am 01.10. gebe ich in der Paracelsusstraße 15, 13187 Berlin, eine Eröffnungsfeier und freue mich auf Besuch in meiner Zimelie Naturschmuckwelt.

Mehr von Jessie und ihrem Label 
www.zimelie.net

 

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