Ich habe es leider persönlich viel zu oft erlebt, dass man als „Schmuckdesignerin“ oder „Kreative“ in eine gewisse Ecke gesteckt wird. Dabei wissen viele gar nicht, was für komplexe Arbeiten dahinterstecken. Sich als junge Frau in der Kreativbranche selbstständig zu machen, wird merkwürdigerweise oft nicht ernst genommen… Zum Beispiel wird mir heute noch vorgeschlagen, ob der ein oder andere (Angestellten-)Job nicht was für mich wäre – ganz so, als wäre ich arbeitssuchend und würde den lieben langen Tag Däumchen drehen oder einem schönen Hobby nachgehen.
Das kann ich bestätigen. Oft werde ich mit einer Mischung aus Besorgnis und Erstaunen gefragt, ob ich denn von Zimelie leben könne. Mit wiederholtem Male nervte mich diese Frage nur noch, weil ich mich dadurch in meiner Arbeit in Frage gestellt und nicht anerkannt fühlte. Mittlerweile denke ich aber, dass die Nachfragen sind gar nicht so sehr kritisch gemeint sind, sondern vielmehr den in unserer Gesellschaft vorherrschenden Unmut, die Selbstständigkeit als mögliche Option zu sehen, wiederspiegelt.
Selbstständigkeit gleich Unsicherheit?
Ja, Selbstständigkeit bringt Unsicherheit mit sich. Auch ich hätte gerne mehr Sicherheit und bin bemüht mit unternehmerischen Entscheidungen mein Unternehmen zu stabilisieren, aber ich bin mir auch bewusst, dass die Unsicherheit die Kehrseite der absoluten Freiheit ist, die ich durch die Selbstständigkeit erlange. Unseren gelebten und noch in uns schlummernden Fähigkeiten, Träumen und Visionen tagtäglich die Möglichkeit zum realisieren zu bieten, ist eine unglaublich bereichernde und aktuell im digitalen Zeitalter eine machbare Möglichkeit, das Arbeitsleben selbst zu gestalten. Ich bin mir sicher: Wer Mut, Geduld und Herzblut in sein Projekt steckt, wird die Gesellschaft bereichern und auf lange Sicht erfolgreich.
Worauf bist du besonders stolz an dir und deiner Arbeit?
Auf mein Schaffenswerk von Beginn der Auslese bis zur Kreation und zum Verkauf. Jede Nuss wanderte durch meine Hände, wurde von mir erlesen und gesäubert und in Schmuck verwandelt. Gerade auf Designmärkten, wenn ich meinen Schmuck mit Liebe präsentiere, dann spüre ich, dass ich dieses kleine Naturschmuck-Universum selbst geschaffen habe. Darauf bin ich richtig stolz.
Welche Aufgaben liebst du am meisten? Gibt es auch Aufgaben, die du nie abgeben könntest – und umgekehrt, welche, die du am liebsten für immer outsourcen würdest?
Wie ein kleines Kind freue ich mich, wenn eine neue Schmuckidee entsteht und ich liebe es, diese dann soweit zu realisieren und zu optimieren bis ich die neue Kreation begeistert in meinen Händen halten kann. In der Schaffenszeit verfliegt die Zeit und manchmal ist das Atelier vor lauter euphorischem Gestalten nicht mehr wieder zu erkennen. Nach dieser kleinen Odysee bekommt mein Lebenspartner und bester Freund die neue Kreationen zu Gesicht und gibt mir ehrlich Feedback. Das ist meistens positiv oder anregend für die weitere Designentwicklung. Robert steht voll und ganz hinter Zimelie und berät und hilft mir, wo er kann. An dieser Stelle Mal ein großes Danke an meinen Liebling. Danke für Deinen Halt.