Capsule Wardrobe: Dein Weg zum perfekten Kleiderschrank

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Als ich meine Freundin neulich fragte: „Sag mal, hast du schon mal was von Capsule Wardrobe gehört?“, mussten wir beide erstmal lachen. Als „non-native-English speaker“ , hört sich dieser Ausdruck erstmal etwas merkwürdig an und nur die wenigsten wissen, was sich eigentlich dahinter verbirgt. Dabei lohnt es sich – egal wie man es nun nennen will – ein gewisses System in seine „Wardrobe“ zu bringen.

Dies soll also eine kleine Anleitung für „Capsule Wardrobe“ Neulinge sein – am Ende des Artikels wartet auf fleissige Leser noch ein extra Bonus: Ein Booklet zum Ausdrucken, mit allen Tipps kurz und prägnant auf einen Blick!

Was ist dieses „Caspule Wardrobe“ eigentlich?

Wörtlich übersetzt heißt es so etwas wie „Kapsel Kleiderschrank“, was in der deutschen Sprache erstmal etwas weniger Sinn ergibt. Dahinter steckt aber eine kleine Wissenschaft oder kurz gesagt: Das Geheimnis, wie man mit wenigen Teilen im Kleiderschrank tagtäglich top angezogen ist – und sich dabei auch noch pudelwohl fühlt.

Hassliebe Kleiderschrank

Kennst du bestimmt auch: Es gibt diese kleinen Shops, in denen könnte man einfach alles einmal einpacken und ganz schnell mitsamt seiner Beute flüchten – oder seine Kreditkarte zum glühen bringen. Alles passt irgendwie perfekt zusammen, es sind deine Farben, deine Schnitte… Einfach genau DEIN Stil.

Aber wieso geht es dir mit deinem eigenen Kleiderschrank nicht auch so? Du hast doch jedes Teil selbst ausgesucht!

Wie du deinen Kleiderschrank lieben lernst

Kommen wir also auf das Geheimnis der „Capsule Wardrobe“ zurück. Hier gibt es mehrere Versionen, die einen strenger, die anderen etwas liberaler… Sie alle vereinen aber das gleiche Prinzip: Ein Kleiderschrank mit ausgewählten, wenigen Stücken, die sich alle miteinander kombinieren lassen. Dabei werden die „Kapseln“ nach Jahreszeiten geordnet, sodass du tatsächlich nur die Teile im Schrank hängen hast, die du bei der jeweiligen Wetterlage anziehen kannst.

Nicht mehr als 37 Teile?

Die Spezialisten und Hardcore-Anhänger der „Capsule Wardrobe“ schwören dabei auf 37 Teile – mehr braucht es angeblich nicht zum perfekten Kleiderschrank, inkl. Jacken und Schuhe!

Du bekommst schon Schnappatmung? Keine Angst, ich selbst habe das Prinzip bereits seit Jahren in der Anwendung, schon bevor ich etwas von dem „Kapsel Kleiderschrank“ gehört habe. Mein kleiner Erfahrungsbericht inkl. einigen Tipps ist weniger streng, macht aber unheimlich Spaß!

Mein Weg zur Capsule Wardrobe

Da ich einen extrem kleinen Kleiderschrank habe, musste ich schon immer regelmäßig aussortieren und umschichten. Daher habe ich mir schöne Kisten zugelegt, die ich im Schlafzimmer übereinander stapele. Hinein kommt alles, was ich zur Zeit nicht anziehe. Also zwei Kisten mit [derzeit] Winterkleidung, eine Kiste mit all‘ den schicken Kleidchen, die man nur selten anzieht und eine Kiste mit Kleidung, die ich diese Saison nicht anziehen werde, aber trotzdem zu meinen Lieblingsstücken gehören.

Mehrmals im Jahr mache ich also Inventur, packe die Kisten neu und finde dabei IMMER Teile, an die ich mich schon gar nicht mehr richtig erinnern konnte. Es ist ein bisschen wie shoppen, nur im eigenen Kleiderschrank.

Am Ende dieser Inventur ist mein Kleiderschrank tatsächlich nur mit Teilen gefüllt, die ich jeden Tag genauso anziehen würde. Und im Endeffekt kann ich blind ein Ober- und Unterteil herausziehen, denn alles passt zu allem!

Und auch für die Augen ist es eine Wohltat, ein aufgeräumter Kleiderschrank, mit lauter Lieblingsteilen und so viel Platz, dass ich auf einen Blick sehe, was ich alles zur Auswahl habe.

Der Anfang: Alles raus

Wie auch schon bei den Tipps zum Ausmisten Einfach ordentlich: Ausmisten! beginnt alles mit Tabula Rasa: Alles raus aus dem Kleiderschrank und grob sortieren…[HAAAATSCHI! Taschentücher bereithalten, denn jetzt wird es staubig – und vielleicht ein wenig emotional]

Wie du deine Ordnung findest

Ich würde empfehlen, erstmal grob nach Saison [Sommer/Winter] zu sortieren. Du machst also zwei große Stapel, je nach Größe deines Schlafzimmers [bzw. Ankleiderzimmers – falls du zu den Glücklichen gehören solltest] ist es ratsam den unwichtigen Stapel erstmal weg zu legen oder sogar aus dem Raum zu bringen. Denn du brauchst jetzt deine volle Konzentration für deinen zukünftigen perfekten Kleiderschrank.

Den großen Saison-Stapel gilt es jetzt nochmal aufzuteilen: „Kapsel“, „Behalten“, „Verschenken“,  „Weg damit!“. Sortiere also jedes Teil ganz einfach und aus dem Bauch heraus in diese Kategorien. Wenn du während der Arbeit bereits merkst, dass es dir schwer fällt, nicht alles auf den „Behalten“ Stapel zu legen, hier meine Tipps:

Weg damit:

Auf diesen Stapel gehören alle Teile, die wirklich kaputt sind oder Flecken haben, die nie wieder raus gehen werden. Zerlöcherte, fleckige Kleidung, die du niemanden zumuten willst.  Was du damit machen kannst: Besonders Teile aus Baumwolle eignen sich hervorragend als Lappen für den Haushalt, zB. zum Spülen. Weiche Stoffe, die nicht fusseln sind perfekt als Staubtücher geeignet. Du kannst also einen Teil sogar noch upcyclen, die Reste wandern in die Tonne.

Verschenken:

Hier würde ich eventuell nochmal zwei Stapel trennen: Der eine Stapel für Teile, die du wirklich liebst, aber die dich nicht lieben. So eine ungleiche Beziehung kann viele Gründe haben: Ein ganz bekannter ist zum Beispiel die Konfektionsgröße… Gibt es also Teile in deinem Schrank, die mindestens eine Kleidergröße zu klein oder groß sind, verabschiede dich von dem Gedanken, dass du noch hineinwachsen wirst [in welche Richtung auch immer]. Aber du kennst bestimmt jemanden, der perfekt hineinpassen würde und den gleichen Klamottenstil hat. Das ist also der Stapel „Verschenken“

Der andere Stapel ist für alle Teile, die gut in Schuss sind, die du aber trotzdem nicht zu deinen Lieblingsstücken zählen würdest. Diese Stücke kannst du entweder zum Second Hand Shop geben oder spenden. Ich würde dabei empfehlen, auf die Variante „Ich stelle es mal bei Kleiderkreisel ein und warte, was passiert.“ verzichten. Insbesondere dann, wenn du wenig Platz hast. Zu groß ist die Versuchung, dass diese Stücke wieder klammheimlich in deinen Schrank wandern. Entweder in eine Kiste und ab in den Keller, bis alles verkauft ist. Oder direkt zur nächsten Spenden-Stelle oder Second Hand Shop bringen.

Mal schauen:

Hier können die Teile gesammelt werden, die du nicht jeden Tag trägst, welche aber trotzdem zu deiner Garderobe gehören. Schöne Cocktailkleider, Paillettenfummel und Ähnliches.  Diese kommen in eine Kiste oder knitterfrei in einen Kleidersack – aber nicht in deine Kapsel, also auch nicht direkt in deinen Kleiderschrank – es sei denn, er ist so groß, dass es nicht auffällt.

Kapsel:

Auf diesen Stapel gehören nur Teile, die du wirklich liebst. Sie sollten perfekt passen, in gutem Zustand sein und in den letzten Wochen mindestens je einmal von dir getragen worden sein.

Habe ich dich ertappt und der „Kapsel“ Stapel ist dreifach so hoch, wie alle anderen zusammen? Dann hier meine ganz persönlichen Tipps für eine wirklich perfekt ausgewählte Kapsel-Garderobe.

Der perfekte Kleiderschrank

Anprobieren:

Probiere jedes Teil auf dem Stapel „Kapsel“ einzeln an.  Das macht Arbeit und ist nervig, aber nur so wirst du auch noch ein paar Teile aussortieren können. Außerdem ist es eine gute Probe, ob sich die Mühe für das ein- oder andere Teil wirklich lohnt.

Passform

Beim Aussortieren deines Kleiderschranks als auch beim Shoppen, solltest du dir immer ganz kritisch die Frage stellen: Passt es und ist bequem? Kannst du dich damit auch setzen, bewegen und wohlfühlen? Es bringt nichts, wenn es nur vor dem Spiegel passt und im Alltag kneift oder einengt.

Material

Hand aufs Herz: Wir wollen uns in unseren Klamotten wohlfühlen! Dann sind Naturfasern die richtige Wahl, denn mit Baumwolle, Leinen, Seide (oder Viskose) und Wolle sind wir für jedes Klima gewappnet! Schwitzen in Polyester oder anderen Kunstfasern – wenn du einmal bewusst den Unterschied im Trage-Komfort wahrgenommen hast, willst du das bestimmt NICHT mehr!

Herkunft

Die Capsule Wardrobe ist ein guter Anlass, sich auch mal über die Herkunft der Teile im Kleiderschrank Gedanken zu machen. Wenn du weniger kaufst, lohnt es sich, nicht nur auf die Qualität und das Material zu schauen, sondern auch wie und wo deine Kleidung produziert wurde.

Qualität

Eben schon angesprochen: Ein Kleid für 5,99€ in einer großen Bekleidungskette mit „P“ und Konsorten, kann nicht gut produziert worden sein. Dafür werden Menschen ausgebeutet und die Qualität heruntergeschraubt. Alleine der Geruch, der in solchen Shops herrscht, kann nicht gesund sein – und dies tragen wir auf der nackten Haut. Achte daher auch auf den Geruch und die Verarbeitung wenn du mit deinem neuen Teil lange Freude haben willst.

Limits

Setze dir Limits! Bei mir macht das mein Kleiderschrank ganz von alleine, denn er ist nur 50cm breit. Hast du mehr Platz macht es Sinn die Anzahl der Kleiderbügel zu limitieren, das schafft Platz im Schrank, sieht gleich übersichtlicher aus und macht dir die Auswahl leichter. Gleiches gilt für Schubladen oder Fächer.

Der rote Faden

Möchtest du einen Kleiderschrank, bei dem alle Teile mehr oder weniger zusammen passen, dann achte auf den roten Faden. Wähle eine Haupt-Farbe aus und beschränke dich dann auf weitere Teile, die zu dieser Farbe passen. Ein paar einzelne Stücke dürfen aber auch gerne in einer „Signal-Farbe“ sein. Damit meine ich den Farbtupfer, der jedes Outfit aufpeppt. Ich trage meist gedeckte Farben und Schwarz, liebe aber meine roten Stiefletten oder auch meinen senfgelben Cardigan, der perfekt zu allen anderen Teilen passt.

Diese Liste könnte noch ewig weitergeführt werden, aber ich habe eine bessere Idee: Der kleine Kleiderschrank-Guide im Booklet-Format kann einfach heruntergeladen und ausgedruckt werden. Neben oder in den Kleiderschrank gehangen, siehst du die wichtigsten Kriterien auf einen Blick und verzettelst dich nicht mehr!

Für Fortgeschrittene

Ich habe es diese Saison ganz konsequent angegangen und habe mir schon einige Wochen vor der „Inventur“ eine List gemacht, welche Kleidungsstücke ich gerne in den folgenden Monaten tragen würde. Eine leichte Leinenhose, ein schwarzer Maxirock und einen Trenchcoat für kühlere Tage etc… Ich war erstaunt, wie viele Dinge ich in meiner Sommerkiste fand, als ich sie um- und ausräumte. Es waren Teile dabei, an die ich mich nicht mal erinnern konnte! Umso mehr freute ich mich, dass ich auf meiner Liste bereits ganz viele Häkchen nur aufgrund der bereits in meinem Besitz befindlichen Kleidung machen konnte.

Lass ‚dir Zeit

Und die Teile, welche mir noch fehlen, möchte ich mit Bedacht und Zeit aussuchen. Ich gehe gerne monate- oder jahrelang auf die Suche nach dem perfekten Trenchcoat, aber verzettele mich nicht mehr, mit sinnlosen und willkürlichen Shopping-Touren. Denn ich habe genau vor Augen, was ich suche: Mein neues Lieblingsteil für viele Jahre!

Lade dein Booklet kostenlos herunter:

 

 

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