Ärger? Lass‘ deinen inneren Mönch raushängen!

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Ich ärgere mich oft über mich selbst, wenn ich in Streitsituationen mal wieder über die Stränge geschlagen bin und Dinge viel zu vorschnell gesagt oder geschrieben habe. Direkt danach fürchte ich mich regelrecht vor der Reaktion meines Gegenübers und wünschte, ich hätte mich ein wenig zurückgehalten.

Versuche es doch mal mit deinem inneren Mönch und einer Prise Gutmütigkeit – das gute Gefühl danach ist garantiert!

Ich male dir mal eine der Situationen auf, welche ich vor Augen habe:

Die Mail flattert in den Posteingang, Blutdruck im Normbereich, schließlich bekomme ich tagtäglich viele Mails. Ich sehe den Betreff und den Absender – immer noch alles fein.
Nachdem ich den ersten Absatz gelesen habe, steigt mein Blutdruck direkt mal an. Ich merke, wie ich tief durchatmen muss und die ersten hektischen Flecken bilden sich:

„Das ist ja wohl mal die absolute Frechheit. Ich könnte mich so aufregen! Wie kann man nur so dreist sein, Wahrheiten verdrehen und dabei auch noch anmaßend werden! Ahhhhhhgrrrr!“

Daraufhin habe ich dann in einem Atemzug mit dem Lesen, direkt eine Antwort verfasst. Getrieben von dem Ärger über diese und jene Ungerechtigkeit oder Unhöflichkeit, habe ich oft genauso schnippisch geantwortet wie der Absender. Ich habe mich dem Ton angepasst – bin zwar nie unhöflich geworden, aber habe mich gewehrt.
Teilweise habe ich viel Zeit damit verbracht, lang und breit auf die Email zu antworten. Bin auf alle Punkte eingegangen, habe sie klar gestellt oder mich gerechtfertigt.

Und was hat der Mönch damit zu tun?

Vor einem Jahr habe ich den Anfang gemacht. Es liest sich sicherlich etwas spirituell-abgedreht, aber ich hatte zum ersten Mal mithilfe eines Podcasts meditiert. Ob es nun der Placebo-Effekt war oder tatsächlich die beruhigende Wirkung sei dahingestellt.
Mal wieder trudelte eine Mail ein. Eine Auftraggeberin beschwerte sich ziemlich unhöflich über die Maße, dabei waren diese im Angebot sogar schriftlich festgehalten. Also wieder mal eine Ungerechtigkeit – für mich schwer zu akzeptieren.

Aber statt lang und breit auf das Angebot und die korrekten Maße hinzuweisen, bot ich eine Rückzahlung aus Kulanz an. Ich antwortete herzlich und höflich, wie es nun mal mein Anspruch ist und ging nicht auf Ihren harschen Ton ein.
Daraufhin kam kein kurzer Dank für meine Kulanz,  es gab gar keine Reaktion seitens der Absenderin.

War sie vielleicht wirklich auf Krawall aus – und ich hatte ihr den Spaß verdorben? Oder war sie sich selbst ihres unangebrachten Tons bewusst geworden? Ich weiß es nicht, aber woran ich mich noch heute erinnern kann, war mein gutes Gefühl bei der ganzen Sache.

Lieber mal durchtatmen

Ein guter Tipp, den ich vor längerem mal gehört habe:

Schreibe nie wütend eine Mail.

Das kann man natürlich auch auf Telefonate oder Gespräche übertragen, aber der Inhalt ist für mich einfach richtig und genial.
Übersprungshandlungen bereut man so oft, selbst wenn man im Recht ist. Eine professionelle Reaktion, die sich nicht von Emotionen hat leiten lassen, ist hingegen ein echter Pluspunkt – nicht nur auf dem Karma-Konto!

Wenn du wirklich nur auf die relevanten Punkte der Differenz eingehst und dabei gute Lösungsmöglichkeiten anbietest, wirst du den Konflikt erstens viel schneller erledigen und zweitens eine „reine Weste“ behalten.
Es ist ein schönes Gefühl, wenn man auch später noch zu seinen Aussagen stehen kann und sich nicht für den ein oder anderen verbalen Ausbruch schämen muss.

Ich stelle mir auch manchmal vor, der gesamte Verlauf der Diskussion würde archiviert und vorgelesen werden. Dann gibt es den lächerlichen „Wut-Teufel“, der sein Gift verspritzt und den weisen „Mönch“, der gelassen und objektiv agiert.

Gutmütigkeit ist kein zeichen von schwäche

Du kannst es ja mal ausprobieren: Vielleicht hilft dir meine Strategie so überhaupt nicht weiter. Vielleicht musst du jeden Vorwurf kontern und mit den gleichen Waffen kämpfen.
Aber seinen Streitpartner mit Gutmütigkeit zu überraschen, heißt nicht, dass man sich geschlagen geben muss. Es geht vielmehr darum, dass manche Differenzen schneller gelöst sind, wenn man auch mal nachgibt oder zumindest nicht ständig das Feuer des Konflikts anheizt.

Ist es der Stress wert?

Der ganze Stress und Ärger ist es vielleicht gar nicht wert? In meinem Beispiel hatte ich einen finanziellen Verlust von ca. 50,00€. Dafür war die Angelegenheit innerhalb von zwei Minuten geklärt und ich hatte nicht das „Vergnügen“ von weiteren Nachrichten, die mich jedes Mal erneut erzürnt hätten. Die gesparte Zeit konnte ich zum Arbeiten oder auch Entspannen nutzen.

Der Mönch ist nicht immer da!

Und obwohl ich seit dieser Erfahrung lieber einmal mehr höflich und objektiv bleibe, bedeutet das nicht, dass ich meine Rechte nicht durchsetze. Aber ich versuche es eben mehr distanziert und höflich.

Diesen Artikel schreibe ich aber nur, weil ich heute wieder eine Situation erlebt habe, in der ich meine guten Tipps eben nicht beherzigen konnte. Bereits einmal hatte ich mit diesem Menschen einen sehr unerfreulichen Kontakt. Diese dreiste Mail habe ich aber vollständig ignoriert und bin nur auf die Fakten eingegangen – ich war sehr stolz auf mich. Mal wieder den inneren Mönch ‚raushängen lassen – gut gemacht!
Nun aber wurde seine vorherige Dreistigkeit noch überboten – ich pfefferte also eine entsprechende Email raus. Bevor ich sie aber abschickte, habe ich mich noch einmal gefragt, was denn diese Schlagfertigkeiten, die ich in der Antwort gezeigt habe, mit dem eigentlichen Problem zu tun haben? Nichts.

Also habe ich alle irrelevanten Spitzen gelöscht, aber trotzdem distanziert und höflich auf meine Rechte hingewiesen. Nur einen einzigen Seitenhieb konnte ich mir nicht verkneifen…

Heute macht mein Mönch wohl nur Teilzeit…

Photo von Sabine Schulte auf Unsplash

 

 

 

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